Betritt man das Pots, so ist man zunächst verunsichert, ob sich der Name eher von der Lage am Potsdamer Platz oder vom Konzept des Restaurants herleiten lässt. Bereits im Eingangsbereich deuten die vielen kupferfarbenen Töpfe (engl. Pots) an: Hier gibt es deutsche Küche. Gemeinsam mit seinem Schüler Frederik Grieb, der in der Küche die Zügel in der Hand hält, entwickelt Kochlegende und Pots-Patron Dieter Müller hier klassische deutsche Gerichte neu.
Das Ergebnis dieser Mischung aus Sterne-Tradition und Moderne ist an diesem Abend ein rundes WeinMahlEins-Menü, das durch die Weine des fränkischen Weinguts Stahl, die stets präsente und herzliche Art von Restaurantleiter und Sommelier Mathias Brandweiner, den aufmerksamen Service und das stimmige Ambiete im stilvoll eingerichteten Restaurant abgerundet wird.
Und so zaubert uns schon die Vorspeise ein Schmunzeln ins Gesicht. In einer zurückhaltenden weißen Schale präsentiert uns das Team um Grieb eine Berliner Interpretation der Ceviche. Im Details besteht dieses frische, fein-säuerliche und vor allem leckere Gericht aus Zander, Rhabarber und Waldmeister.
Auf diesen innovativen Start folgt mit einem Süppchen von Bärlauch und Spinat mit Kaninchenrücken ein herzerwärmender und dennoch frühsommerlicher Teller, der in seiner Präsentation an Müllers legendären Curry-Cappuccino erinnert – ein Gericht, das der Virtuose aus seiner Zeit im Lerbacher Drei-Sterne-Restaurant mit nach Berlin gebracht hat.
Und so verwundert es nicht, dass auch der dritte Gang einen Hauch von Sterneküche versprüht: Optisch eine Augenweide kann der Saibling mit Erbse und Molke auch geschmacklich überzeugen. Der Fisch ist präsent - obwohl er umgeben von viel Schnickschnack auf dem Teller thront. Doch schon bei der ersten Gabel zeigt sich: Das "Drumherum" tut dem puren Geschmack des Saiblings keinen Abbruch. Viel mehr entsteht durch die verschiedenen Texturen – da sind die knackigen Erbsen, da ist die frische Sauce und da ist der Kaviar, der im Mund zerplatzt - ein aufregendes Erlebnis auf dem Teller.
Nach diesem Feuerwerk der Geschmäcker und Texturen mag uns der nächste Gang fast ein bisschen einfach vorkommen: Das Team serviert eine Backe vom Kalb mit Spitzkohl und Gersten-Miso - simpel, pur, ohne viel Tamtam. Und dennoch: Auch dieser Teller überzeugt.
Während die Gespräche der Gäste sich im stilvoll und gleichzeitig gemütlichen Ambiente des Pots vermischen, zaubert das Team um Grieb inmitten des großen Restaurants in der schicken offenen Show-Küche das Dessert.
Als die Teller unsere Plätze erreichen, erleben manche ein kleines Déjè-Vu: Was, genau wie die Kalbsbäckchen, auf der Karte eher simpel klang, verwandelt sich von Grieb und Müller interpretiert in eine kleine Offenbarung. Und so essen wir zur Nachspeise eine süß-saure und weich-knusprige Kombination aus Joghurt, Himbeere und Eisenkraut. Dieser Abschluss des Abends zeigt noch einmal, welches Konzept hier überzeugend umgesetzt wird: Die moderne Neu-Interpretation traditioneller deutscher Klassiker.